Freitag, 9. November 2007

WIEDER ZUHAUSE

9. November 2007, 11:40 Uhr

Juhu, ich bin seit gestern wieder zuhause!!!
Gegen 13:00 Uhr haben mich zwei junge Sanitäter (Samariter Bund) von der Station abgeholt, auf die Trage gelegt und ins Auto (6 Ebene, Garage) gebracht. Danach haben sie mich, zu meinem Entsetzen, alleine im Auto liegen gelassen, um noch einen anderen Patienten abzuholen. Ich habe normalerweise keine Platzängste, diesmal aber bekam ich regelrecht die Panik... Zum Glück hatte ich bei mir mein Handy, so rief ich Gerd an, der mich lange Minuten mit einem belanglosen Gespräch ablenkte. Es war schlimm, vielleicht kam dieses Gefühl deswegen, weil ich die Platzangst besonders auf der Intensivstation während der Beatmung mit dem "Kosmonauten-Helm" hatte? Irgendwann kamen die Jungs wieder und meine Reise nachhause konnte beginnen. Die Welt sah etwas ungewohnt aus der Perspektive aus, ich war eigentlich nur damit beschäftigt, nicht umzukippen (diesen Eindruck hatte ich nämlich während der Fahrt, was ein Unsinn ist). In der Einfahrt vor meinem Haus wartete schon Gerd, ich stieg von der Liege runter und fuhr mit dem Lift rauf.
Nun habe ich schon jede Ecke der Wohnung "wieder entdeckt" und neu erkundet, fand schnell heraus, wie ich mich ins Bett lege, wie es am angenehmsten ist, im Wohnzimmer fernzusehen, wie und wo ich am besten in der Küche sitze. Ja, das wird alles ein Lernprozess werden, ich weiss es aber schon heute, dass es zu schaffen ist.

Heute hat mich Gerd schon "ausgeführt". Meine Route war nicht allzu lang, es war windig, kalt, ich freute mich aber, wie noch nie, dass ich gehe, atme, denke und einfach bin. Das ist meine grösste Freude, überhaupt das Kostbarste:
Cogito ergo sum!

Mein neuer Lebensabschnitt kann jetzt beginnen!

12. November, 17:50 Uhr

Es sind schon 5 Tage vergangen, seit dem ich zu hause bin. Es geht eigentlich besser, als ich je gedacht hätte. Sicher ist es nicht ALLES möglich, wie in einem normalen Leben, da ich doch steif und unbeweglich im Rücken bin. Zudem muss ich sehr darauf achten, dass ich keine schnelle Bewegung mache, die meinen Rücken irgendwie verrenken könnte. Ich neige manchmal dazu, dass ich mich überschätze: besonders gefährlich sind es Momente, wenn ich eben Scherzmittel genommen habe. Dann ist mein Bewegungsdrang überdimensional, als möchte ich den Monat im Krankenhaus nachholen. Ich merke aber auch sehr oft, dass meine Atmung noch nicht ganz gut funktioniert, dass ich oft nur flach atme. Dafür mache ich seit neuestem Atemübungen. Im grossen und ganzen bin ich ganz fit. Heute war ich am Nachmittag mit Gerd 3 Stunden unterwegs: hin zum Stadion Center, dort eine ganze Runde gemacht, einiges angeschaut. Den Japaner konnte ich nicht auslassen, so haben wir uns zum Essen hingesetzt, wobei mich Gerd die ganze Zeit assekurierte, mir den Rücken immer freihielt, jedes Mal, als ich mir beim Buffet Essen holte. Es war schön, obwohl ich immer noch ziemlich steif gehe. Auch beim Anziehen brauche ich noch einige Hilfe, besonders die Schuhe machen mir das Leben schwer...

Morgen werde ich versuchen, zu Mittag ein Schmerzmittel (Tramal) weniger zu nehmen, hoffe, dass es gut funktioniert.

15. November, 20:00 Uhr

Eigentlich habe ich es schon in den Kommentaren geschrieben, muss ich aber hier auch noch posten. Es gibt nämlich so viel Neues in meinem Leben mit den "Stangen im Rücken".
1. ich kann mir selbst die Gummistrümpfe aus- und anziehen (geht mit einem kleinen Dreh...)
2. ich kann mir schon Strassenschuhe binden
3. ich kann mich vollständig an- und ausziehen
4. das Staubsaugen der Wohnung geht auch schon, nur langsam halt
5. ich kann vom Fussboden etwas heben, soll nur nicht schwer sein - dazu gehe ich in die Knie und brauche leider noch etwas in der Nähe, um wieder hochzukommen, aber es geht,
6. ich habe heute ein Medikament weniger zu Mittag genommen und siehe da, es geht auch (derzeit nehme ich in der Früh Magenschutz, Tramal und Novalgin, zu Mittag nur Novalgin, erstmals ohne Tramal, am Abend Tramal, Novalgin, vor dem Schlafengehen Mirtabene (Beruhigungspille).
7. bis jetzt habe ich 5 Mal Mittagessen gekocht, ich mache mir das Frühstück und Abendessen auch selbst, kann sogar einen Teller von unten holen,
8. ich kann schon die Betten machen, aber nicht die Bettwäsche wechseln,
9. ich war schon 2 Mal 3 Stunden auf den Beinen (hin zum StadionCenter, herumbummeln, Kleinigkeit essen und wieder zurück).
10. Mein Bauch hat endlich seinen ursprünglichen Umfang! Habe die Bananenmilch schon am 2. Tag zuhause nicht genommen, nun geht es auch ohne!

Ich finde das Alles einfach toll, ein richtiges Wunder!!!

Was mir nur derzeit Sorge bereitet, ist wieder mal ein Problem mit den Mundhöhle-Bläschen. Dafür habe ich mir heute 4 Mittel besorgt, keines davon konnte ich aber verwenden, da es mir sofort übel war. Jetzt habe ich wieder von der Apotheke ein Mittel geholt, Tantumverde, in Tablettenform, das geht. Ich lutsche die Tabletten und hoffe, dass ich damit die schrecklichen Bläschen loswerde.

18. November, 9:45 Uhr

Wieder drei Tage vergangen, in denen sich etliches getan hat. Die Medikamente habe ich seit gestern nochmals reduziert (morgens: Magenschutz + Novalgin, mittags: nur Vitamine, keine Schmerzmittel mehr, abends: nur Novalgin). Diese Reduzierung bedeutet für mich mehr Schmerzen aber auch weniger Gift im Körper.
Von der PVA habe ich eine Bestätigung für eine Rehabilitation bekommen, leider nur für 4 Monate gültig. Da ich aber die Reha erst in 6 Monaten angehen kann, wird Fr. Prof. Krepler eine demnetsprechende Erklärung schreiben lassen und diese an die PVA senden. Auch wird die Reha nicht in Baden stattfinden, man hat mir den Aufenthalt für die Dauer von 22 Tagen in 3970 Weitra (http://www.moorheilbad-harbach.at/) genehmigt. Mal sehen, das ist noch eine Zukunftsmusik. Jetzt habe ich noch andere Ziele vor Augen und Hindernisse zu bewältigen.

20. November, 16:10 Uhr

Heute geht es mir nicht so toll. Vielleicht, weil der Tagesablauf sehr langweilig ist, vielleicht, weil ich meine Schmerzmittel seit heute auf nur 1xNovalgin am Abend reduzierte... Auf jeden Fall musste ich meinen ersten Spazierversuch um 13:00 Uhr nach 15 Minuten abbrechen, weil ich wegen Schmerzen an den Rippen gar nicht richtig einatmen konnte. Die Angst, dass es schlimmer wird, liess mich wehmutig umkehren. Zu hause habe ich sogar ein Extra-Novalgin in der Hand gehalten, doch legte ich es wieder in die Schachtel zurück und entschied ich mich, mit Schmerzen aber ohne Schmerzmittel etwas zu rasten. Es hat nicht viel geholfen, dennoch startete ich dein zweiten Versuch, draussen zu marschieren. Ausgehalten habe ich nicht sehr lange, nur 45 Minuten - besser das, als nichts!

Vormittag habe ich die ganze Wohnung sauber gemacht (na ja, vielleicht auch deswegen kamen die Schmerzen) - mit Staubsaugen, Stauwischen, Bad- und Klo- einigermassen Saubermachen, Bettenmachen, etwas Bügeln etc. Irgendwie muss ich mir ja die Zeit verplanen, sonst werde ich noch verrückt... Vielleicht versuche ich bald wieder zu malen oder zu zeichnen, wer weiss, vielleicht kann ich es ohne Probleme.

Im Äther herrscht völlige Stille...

Schon dumm, wenn man nicht Alles kann und aber Vieles möchte! Aber das werde ich auch mal schaffen.

21. November, 13:10 Uhr

Gestern um 23:00 Uhr war bei uns die Rettung... Ich konnte schon den ganzen Nachmittag schlecht Luft holen, am Abend im Bett wurde es sehr schlimm, ich habe fast eine Panikattacke bekommen, weil ich nur mehr flach atmen konnte. Ausserdem war es mir unmöglich kalt und gleichzeitig aber war ich schweissgebadet. Hin und wieder gelang es mir, einen tieferen Atemzug zu holen, es war jedoch viel zu selten. Ca. 1/2 Stunde habe ich mich nicht entscheiden können, wie es weitergehen soll, habe Gerd gebeten, noch keine Rettung anzurufen, weil ich hoffte, dass sich der Zustand von selbst erledigt. Irgendwann war es jedoch unmöglich und so kam der Arzt mit 3 "Assistenten". Da er orgenisch nicht feststellen konnte (Herz war OK, Sauerstoffsättigung in der Lunge auch OK, Puls und Bluddruck auch in Ordnung), tippte er darauf, dass ich vielleicht zu wenig Schmerzmittel nehme. Die Schmerzmittel lindern nicht nur den Schmerz, den ich eigentlich so nicht habe, sondern entspannen auch alle Muskeln, die durch die OP sehr beleidigt wurden. Ich schluckte also mein Tramal, das ich eigentlich seit fast einer Woche nicht mehr genommen habe und bekam von dem Arzt Beruhigungstropfen (unheimlich bitter). Eine halbe Stunde später war ich sorglos und schlief friedlich ein.

Auch eine Erfahrung mehr, was meinen Körper betrifft...

Heute geht es mir sehr gut, habe jetzt ein Novalgin genommen und am Abend nehme ich den Tramal - anscheinend braucht es wohl noch ein wenig Zeit mehr, bis ich die Medis lassen kann.

Hier zwei Bilder von mir zum Vergleichen. Beide sehen zwar schrecklich aus, das zweite aber wird, hoffe ich, mit der Zeit immer besser.

Bild vom 7. Oktober 07, 4 Tage vor der OP

21. November 07, 41 Tage nach der OP


22. November, Donnerstag, 19:15 Uhr

Seitdem die Rettung bei mir war, nehme ich wieder 2 Mal täglich Schmerzmittel (in der Früh und am Abend Novalgin, Magenschutz in der Früh und am Abend zusätzlich Mirtabene, die angeblich sehr die Muskeln entspannt), aus Angst, dass ich wieder Mal Atemnot bekommen soll. Es geht mir unverändert gut, abgesehen von dem "Ausrutscher" vor 2 Tagen. Die kleinen, täglichen Griffe und Arbeiten sind schon gut einstudiert, ich kann mir in fast jeder Situation irgendwie helfen. Tabu bleibt weiterhin das Bad mit der alten Badewanne, die ich sicher nie alleine betreten werde, und auch das Heben von schwereren Sachen ist bis auf weiteres ausgeschlossen. Ich habe den Eindruck, dass meine Muskeln langsam aber sicher aus dem Dornröschenschlaf erwachen. Für alle Fälle, sollte ich mich einmal dazu so fit fühlen, habe ich mir gestern 2 Leinwandrahmen gekauft. Ich möchte nämlich unbedingt bald versuchen, wieder zu malen. Nächste Woche vielleicht? Ziele sind gut, das Leben ohne Ziele ist nur ein halbes Leben.


Eigentlich liegt mir noch etwas auf dem Herzen: ich möchte mich hiermit bei denen bedanken,
1. die mich im AKH besuchten (viele nicht nur ein Mal):
Eva und Gerd (sie waren fast jeden Tag bei mir, egal, wie es mir ging), Brigitte, Manfred, Oma, Opa, Prof. Zimpfer, Prof. Plöchl, Prof. Krieger, Elfi, Walter, Gerhard, Fr. Grakov, Joanna, Gabi, Rada, Inge, Markus, Irene, Brigitte, Margit, Karin, Sarah, Eva Ko., Gisi, Manon, Wilma, Helga
2. mit denen ich nur telefonierte:
meine Mama, Anna, Tante Traude, Willi und Sonja, Joh, Mathilde L,, Sonja K., Traude L.
3. und auch all denjenigen, die mir Grüsse nur in den Kommentaren hinterließen (meist mit Familien) oder nur per e-mails sendeten:
Anneliese, Debbie, Mathilde G., Ruth, Eva Ku.., Hubert, Gabi M., Anna Maria, Simon, Fr. Andrea T., Andrea M., Karin E.,

VIELEN HERZLICHEN DANK AN ALLE, DIE EINFACH AN MICH GEDACHT HABEN!

29. November, Donnerstag, 8:45 Uhr

Es ist schon eine Woche seit meinem letzten Eintrag vergangen, die Zeit vergeht mir auf der einen Seite viel zu schnell, auf der anderen aber zähle ich manchmal die Minuten, wenn mir etwas wehtut. In letzter Zeit aber passiert es immer seltener.

Seit gestern nehme ich überhaupt keine Medikamente - gestern hat es prima funktioniert, sogar die Atmung lief perfekt ab. Heute hatte ich eine schlimme Nacht, wahrscheinlich aber deswegen, weil ich in Eile, keine Medikamente zu nehmen, meine Nachtpille (Mirtabene) vergessen habe. Auf die möchte ich auch bald nicht mehr zurückgreifen müssen, leider habe ich noch einige Probleme, daher bleibts dabei bis auf weiteres.

Gestern war ich zum ersten Mal seit meiner Operation mit dem Auto unterwegs. Gerd und ich sind zum Stadlauer Gewerbepark gefahren, um einiges anzuschauen. Es war kein Problem beim Einsteigen, die Fahrt war auch nicht sehr unangenehm (nur ungewohnt, da ich doch grösser geworden bin und mein Kopf reichte endlich bis zu der Kopfstütze). Das Aussteigen jedoch ist ziemlich schwierig, irgendwie habe ich noch den Dreh nicht heraus.
Es hat mir nicht geschadet, hatte keine zusätzlichen Schmerzen und am Abend war ich noch fit genug, um ins Stadion Center marschieren zu können.

Ich denke also, es wird zu Weihnachten (vielleicht auch noch früher) nichts im Wege stehen, einen kurzen Abstecher zu den Schwiegereltern zu machen (die Fahrt dorthin dauert jedoch über eine Stunde, also ca. 7 Mal so lang als bis Stadlau).

Auf jeden Fall freue ich mich über die vielen Fortschritte. Meine Wunde verheilt auch zusehend schnell, es gibt noch einige kurze Stellen, die noch nicht sauber sind. Die Nahtstelle selbst scheint ziemlich glatt und dünn zu sein, was selbstverständlich auch erfreulich ist.

4. Dezember, Dienstag, 10:00 Uhr

Und schon wieder sind ein paar Tage vergangen. Auf der einen Seite sind es Tage, die mein Leben verkürzen, auf der anderen sind es jene, die mein Wohlbefinden verbessern. Alles hängt davon ab, wie man die Zeit betrachtet; unter dem Strich geht alles vorbei.

Meine Fortschritte vollziehen sich nicht rasend, dennoch bin ich jedes Mal stolz, mich mit jedem, auch so kleinen Schritt weiter von dem Krank-Sein-Zustand zu entfernen. In dieser Phase, die man Genesung nennt, fühle ich mich halb gut: nicht mehr so krank und noch nicht ganz gesund.

Meine Antithrombose-Gummistrümpfe, die mich sowohl beim Aus- als auch beim Anziehen den letzten Nerv gekostet haben, kann ich, nach Rücksprache mit Fr. Prof. Krepler, beruhigt ablegen. Ich bewege mich genug, im Bett liege ich nur in der Nacht (eh seit dem ich zuhause bin), warum sollte ich mich noch quellen? Außerdem tat der Gummibestandteil meiner Haut nicht gut - sie juckte, wie verrückt.

Als einen nächsten zu verbuchen zählenden Forstschritt nenne ich die Fahrt am Sonntag mit dem Auto nach Kilb. Es gab keinerlei Probleme während der Fahrt. Einzig und alleine war für mich fast unerträglich im Anschluss daran, fast 1,5 Stunden im Kilber Gasthaus auf einer nicht gerade weichen Bank zu sitzen. Im Großen und Ganzen bin ich also für Tagesausflüge fit genug.

Meine Narbe heilt wundersam schön und glatt - von den Nahtresten gibt es nur mehr ca. 3 cm, die aber jeden Moment abfallen. Dann bin ich wirklich - zumindest äußerlich - (fast) frei von den Spuren der Operation.

Mein Körper wird immer fiter, mein Geist ist jedoch sehr labil... Wie man es so sagt, ich bin sehr nahe am Wasserhahn gebaut. Ich könnte ununterbrochen heulen (mit oder ohne Grund) - irgendwie glaube ich, dass ich die Aufrichtung und die darauffolgende Titanstelage, die ich für immer mit mir schleppen werde, noch nicht so wirklich verkraftet habe. Ich glaube fast, dass ich diesen Gedanken vorerst gar nicht zugelassen habe. Nun klopft er jetzt, dafür aber ziemlich heftig und oft.
Vielleicht wird mir die Rehabilitation einmal entscheidend helfen - so nach dem Motto: fiter Körper, fiter Geist.

Langsam habe ich den Eindruck, dass dieser Blog zu meinem persönlichen Tagebuch wird. Ich überlege, ob ich es noch überhaupt (im Internet) führen soll, wenn wahrscheinlich niemand mehr ihn liest (geschätzt nach den Kommentaren).

Übrigens, apropos MEIN NEUER LEBENSABSCHNITT:
Am 11. April bin ich geboren, genau ein halbes Jahr später, am 11. Oktober bin ich quasi noch mal geboren, als jene, die einen neuen Rückgrad bekam.

7. Dezember, Freitag, 16:40 Uhr


OK, anscheinend hat mich mein Eindruck getäuscht: ich bin nicht die Einzige, die dieses Tagebuch anschaut, verzeihung. Es freut mich zu wissen, dass es noch Interesse an der ganzen Geschichte gibt, vor allem deswegen, weil sie für mich noch sehr lange nicht ausgestanden ist.

Äußerlich scheint es überstanden zu sein, in mir aber spielt und spießt sich etliches ab und zu. Auch wenn ich mich ziemlich unauffällig und gar nicht mehr so kantig bewege, "überfallen" mich ab und zu meine sog. "Schweinehunde", was im Klartext bedeutet, dass ich plötzlich ganz traurig werde und anfange, zu heulen. Irgendwie bin ich noch nicht ganz zufrieden mit mir selbst - alle sagen aber, dass es mit der Zeit immer besser sein wird (was ich glauben möchte...).

Heute war ich lange unterwegs (4 Stunden) - mit der Strassenbahn, dem Bus, der U-Bahn. Ich war im AKH, besuchte dort die Orthopädie, um etwas zu klären, meine zwei Kolleginnen auf der Anästhesie und bedankte mich endlich mit Blumen bei meiner Anästhesistin, Frau Prof. Krieger, die eine herrliche Anästhesie leistete.
Einmal nur schnaufte ich nach Luft, als ich die Treppen bei der U-Bahn-Station hinaufgehen musste, weil die Rolltreppe nicht in Betrieb war. Klar ging ich viel zu schnell und oben fehlte mir dafür die Luft... Sonst aber hatte ich keinerlei Probleme und auch nicht die geringsten Schmerzen. Gott sei Dank, weil ich meine Notfall-Schmerzmitteltropfen zuhause vergessen habe.

Am Abend gehe ich zum ersten Mal nach der OP in eine Pizzeria mit meinen 4 Freundinnen aus. Ich kann nur hoffen, dass ich mich heute nicht überschätze. Die Tramaltropfen nehme ich aber diesmal auf jeden Fall mit!

9. Dezember, Sonntag, 19:00 Uhr

Selbstverständlich habe ich meine Tropfen vergessen! War aber überhaupt kein Problem. Was mich seit Neuestem (ca. 1 Woche) beunruhigt, ist die Tatsache, dass ich beim Hinlegen, Umdrehen, Aufstehen und heute Nacht auch im Liegen (am Tag im Stehen oder Gehen) Schwindel habe. Jetzt im Moment ist es ganz gut, dennoch habe ich den ganzen Tag mit dem Gedanken gespielt, ins AKH zu fahren. Mein Blutdruck ist OK, ich habe es mehrmals gemessen. Es wird eher mit den Halswirbeln oder -gefässen zusammenhängen. Da ich schon eine Überweisung habe, werde ich morgen einen Termin für Nervenleitgeschwindigkeit der grossen Halsgefässe sowie EEG des Kopfes vereinbaren. Der Gedanke, dass etwas mit mir nicht stimmt, macht mich richtig panisch.
Sonst waren die zwei Tage angenehm ruhig - gestern etwas Weihnachtsputz, heute faulenzen, Weihnachtskarten schreiben, fernsehen, Musik hören, spazierengehen (im Regen) - einfach relaxen!

17. Dezember, Montag, 13:45 Uhr

An diejenigen, die hierher noch verschlägt: ich lebe noch, danke für Eure Gedanken an mich! Es geht mir nicht schlecht - die NLG und EEG -untersuchungen habe ich längst gemacht, nur eine macht mir Sorge und zwar die des Kopfes. Es wurden unregelmässige Ströme gemessen, was es bedeutet, weiss ich nicht. Dafür gehe ich heute zum Neurologen, um das zu klären. Meine Schwindelanfälle sind aber kaum mehr da... Vielleicht ist ETWAS wieder auf den richtigen Platz hingerückt, was nach der OP "wegrutschte"?
Vorige Woche habe ich mein Blutbild untersuchen lassen - die Leberwerte sind sehr, sehr hoch, das wird noch beim Ultraschall diese Woche geklärt. Die von mir gefürchtete Hepatitis (A, B oder C) habe ich aber nicht, Gott sei Dank!
Noch werde ich meinen Magen durchchecken müssen, da er mir jeden Tag Probleme bereitet (Schmerzen, auch beim Druck) - das sind die negativen "Ausläufe" meiner Rücken-OP.

Das Positive, denn auch das will erwähnt werden, ist, dass ich immer mehr machen kann. Das Umdrehen im Bett ist überhaupt kein Problem, ich kann auch, wie kleine Kinder, auf den Beinen hocken (habe ich immer gerne gemacht), ich schlafe auch schon eine Spur besser (wache nicht mehr so oft in der Nacht auf). Meine Narbe ist, bis auf ein 2 Zentimeter kleines Stück, was auch bald abfällt, glatt und schön. Ich kann mich nicht beklagen!

Und ich habe das erste Bild nach der OP gemalt, das übrigens morgen meine Arbeitskollegin, Gisi, die in Pension geht, als Geschenk bekommt. Es war ein Hin und Her damit, ich konnte mich nicht so gut konzentrieren, meine Hände waren steif, meine Fantasie noch steifer, alles war irgendwie fremd und schwer. Vorher habe eine Leinwand verschmiert, bis ich das Bild endlich fertig hatte. Irgendwie anders, als vor der OP - bis jetzt habe ich immer sehr schnell und entschieden gemalt...

Erwacht, Mischtechnik auf Leinwand, 30x30

20. Dezember, Donnerstag, 11:25 Uhr

WUNDERSCHÖNE, STRESSFREIE UND GESUNDE WEIHNACHTSFEIERTAGE
WÜNSCHT

Marzena

Sonntag, 4. November 2007

Zeit nach der OP

Sonntag, 4. November

Leider bin ich nun seit Mittwoch nicht dazu gekommen, die Mama zu besuchen und konnte, obwohl wir natürlich telefoniert haben, hier auch nichts schreiben. Heute war ich gemeinsam mit Vati aber wieder einmal im AKH, um sie wieder zu sehen und meinen Geburtstag vorzufeiern, was sich sehr nett gestaltete :o)

Geplant war ja eigentlich, dass die Mama entweder am Dienstag oder am Mittwoch nachhause entlassen wird, nur hoffen wir mittlerweile alle drei, dass sie doch noch länger dort bleiben kann. Der Darm spielt leider noch immer verrückt - mal ist es besser, mal ist es wieder schlechter und niemand weiß so genau, was da nun eigentlich los ist. Sowohl die Krankenschwestern, als auch die Ärzte widersprechen sich in ihren Aussagen bezüglich der weiteren Behandlung - so meinte zum Beispiel eine Schwester, dass keine Einläufe mehr gemacht werden sollen und am nächsten Tag bekam sie doch wieder einen. Das nächste war, dass ihr versprochen wurde, einen Spezialisten zu Rate zu ziehen (da ihr Problem eigentlich nichts mit Orthopädie zu tun hat, das heißt sie liegt auf der "falschen" Station, wenn es darum geht), der Spezialist ist jedoch nie gekommen, weil dann wieder die Rede davon war, dass man doch keinen brauche, weil Verdauungsstörungen nach solch einer schweren Operation normal seien. Es ist also alles sehr kompliziert und verwirrend im Moment, weshalb die Mama auch ziemlich verzweifelt und aufgekratzt zu sein scheint. Aus orthopädischer Sicht gesehen ist bei ihr schon alles in Ordnung, weshalb wir vermuten, dass alles daran gesetzt werden wird, sie so bald wie möglich heimzuschicken - klug wäre es aber keinesfalls. Da sie in den nächsten Monaten nicht mit dem Auto fahren darf (aufgrund der Erschütterungen, die Verletzungen erzeugen könnten), könnte der Vati sie in einem Notfall nicht einmal ins AKH oder zu einem Arzt bringen, sondern man müsste extra einen Rettungswagen anfordern. Morgen wird sich die Mama mit diesem Anliegen an eine Ärtzin wenden - mal sehen, wie es ausgeht!

Ansonsten hat sie wieder viel Apettit (wenngleich sie das Krankenhaus-Essen nicht mehr sehen kann...) und hat - so sieht es zumindest aus - auch schon wieder ein wenig zugenommen. Mit dem Gehen tut sie sich auch ganz gut, es geht schon recht flott voran (manchmal hatten wir Mühe nachzukommen :o)), und auch das Aufsetzen, Niederlegen und Waschen funktioniert immer besser. Heute sind wir zu dritt sogar von Ebene 18 auf Ebene 5 gefahren, um dem hungrigen Mamalein eine heiß ersehnte Pizzaschnitte zu besorgen!