Donnerstag, 20. September 2007

OPERATIONSRISIKEN

20. September, 20:15 Uhr

Bewusst poste ich hier die Operationsrisiken, damit ihr euch vorstellen könnt, welche Gedanken ich zu vertreiben bzw. verarbeiten habe, um vor der OP noch einigermassen positiv denken zu können. Der Hauptgedanke, an dem ich mich fest klammere, lautet:

MIR WIRD SCHON NICHTS PASSIEREN!


Allgemeine Operationsrisiken:

Selten werden bei der Operation Nachbarorgane (z.B. Rippenfell, Lunge) oder Blutgefäße verletzt. Eine sofortige Operation, unter Umständen mit Eröffnen des Bauchraumes, kann dann erforderlich werden. Wird ein Nerv geschädigt , können Gefühlsstörungen, Durchblutungsstörungen, Nervenschmerzen oder Lähmungen auftreten.

Implantatbruch, -lockerung: Selten bricht ein Implantat; die Verwendung spezieller Schrauben hat auch die Implantatlockerung selten werden lassen. Häufiger lockert sich ein Haken, der notfalls neu im Knochen verankert werden muss.

Durch die kräftige Fixation der Wirbelsäule über die Stab-, Haken- und Schraubensysteme kommt es kaum noch zur Fehlheilung (Pseudarthrose) der Versteifungsmasse.

Infektionen im Operationsgebiet und Wundheilungsstörungen lassen sich trotz aller Sorgfalt nicht mit Sicherheit ausschließen. Sie können eine Antibiotika-Behandlung und die spätere Entfernung des Implantats erforderlich machen.

In der Operationsnachsorge wird durch frühzeitigen Kostaufbau, medikamentöse Förderung der Darmfunktion und Entlastung des Magens über eine Magensonde alles dazu getan, damit die Darmfunktion wieder in Gang kommt. Ein Darmverschluss als Komplikation einer Wirbelsäulenoperation ist heute extrem selten.

Wie bei jedem operativen Eingriff können sich Blutgerinnsel in den großen Venen bilden (Thrombose), die u.U. verschleppt werden und ein Blutgefäß verschließen (Embolie) . Als vorbeugende Maßnahme kommt u.a. die Gabe gerinnungshemmnder Mittel (z.B. die Injektion von Heparin ) in Betracht, die allerdings zu Blutungsneigung und zu einer schwerwiegenden Störung der Blutgerinnung führen kann.

· Spezielle Risiken beim Zugang von vorn:

Trotz aller Sorgfalt läßt sich die lebensgefährliche Verletzung eines der direkt neben der Wirbelkörperreihe liegenden großen Blutgefäße (Hauptschlagader, Hohlvene) nicht mit Sicherheit ausschließen.

Die über jeden Wirbelkörper verlaufenden kleinen Arterien haben Gefäßabgänge, die die Blutversorgung des Rückenmarks gewährleisten. In seltenen Ausnahmefällen (z.B. bei einer Gefäßmißbildung) kann es durch die erforderliche Gefäßunterbindung zu einer Minderversorgung des Rückenmarks mit Blut und damit zu einer vollständigen Querschnittslähmung kommen.

Der extrem seltene Lympherguß (Chylothorax) kann eine wochenlange Drainage und künstliche Ernährung erfordern.

Über den Lendenwirbelkörpern verläuft der Grenzstrang. Er reguliert die Weite der Arterien an den Beinen. Wird er durchtrennt , ist ein Bein später wärmer als das andere. Dieses Gefühl verliert sich jedoch im Laufe weniger Wochen.

· Spezielle Risiken beim Zugang von hinten:

Infolge mechanischer Rückenmarksschäden oder Durchblutungsstörungen kann es zu Schäden der Leitungsbahnen am Rückenmark und zu Schäden an den Nervenwurzeln kommen. Als Folge entstehen Lähmungen bis hin zur Querschnittslähmung. Daher wird noch während der Operation, direkt nach der Krümmungsaufrichtung, die aktive Bewegungsfähigkeit der Füße überprüft (Bewegungstest), oder während der gesamten Operation elektrophysiologisch überwacht (SSEP oder MEP).

Werden die Implantatstäbe in Höhe der Lendenwirbelsäule über Schrauben fixiert, die durch die Bogenwurzeln der Wirbelbögen in die Wirbelkörper eingebracht werden, kommt es mit einer Häufigkeit von etwa 1 von 100 Patienten zu Beeinträchtigungen der Nervenwurzel auf gleicher Höhe (Gefühlsstörungen, Muskelschwäche). Notfalls muß die Lage der Schraube in einem Zweiteingriff korrigiert werden.

Nicht selten kommt es in der Umgebung der hinteren Korrekturimplantate 1-7 Jahre nach der Operation durch Reibung der Muskulatur am Stab-Hakensystem zu sterilen Flüssigkeitsansammlungen (Seromen), die zur Metallentfernung zwingen. Ist die knöcherne Versteifungsmasse ausgereift (etwa 1 Jahr nach der Operation), kann sich die Skoliose nicht wieder verschlechtern.

Alle genannten Komplikationen können einen weiteren operativen Eingriff erfordern.

Auch vorbereitende, begleitende oder nachfolgende Maßnahmen sind nicht risikofrei. So können z.B. Infusionen oder Injektionen selten einmal örtliche Gewebsschäden (Spritzenabszesse, Hautnekrosen, Nervenund/ oder Venenreizungen) nach sich ziehen.

Trotz blutsparender Operationsverfahren wird fast immer eine Übertragung von Blut oder Blutbestandteilen (Transfusion) erforderlich. Über die Möglichkeit einer Eigenblutspende werden Sie gesondert informiert. Unter günstigen Bedingungen kann während der Operation außerdem ein Teil des Blutes aufgefangen und nach Aufbereitung rückübertragen werden (Maschinelle Autotransfusion). Muß zusätzlich Fremdblut übertragen werden, läßt sich eine Infektion , z.B. mit Hepatitis-Viren (Leberentzündung) und extrem selten (1:1 Mio. Blutkonserven) von HIV (AIDS), nicht sicher auszuschließen.

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