Mittwoch, 26. September 2007

Zeit vor der OP - dritter Anlauf

26. September, Mittwoch, 13:20 Uhr

Soeben bin ich vom Krankenhaus nach hause gekommen - da ich hier bin, bedeutet es, dass meine OP wieder verschoben wurde. Diesmal aufgrund des Schnupfens. Es wäre zu grosse Gefahr, mit dieser Entzündung eine Narkose und Intesivstationszeit anzugehen. Ich habe es, nach einem Gespräch mit Dr. Gonano (diensthabender Anästhesist auf der Orthopädie) selbst beschlossen, nachdem er mir die über Operationsrisiken unter diesen Umständen erzählte.

Anscheindend muss es so sein, dass ich noch warte. Es wird schon einen Sinn haben. Ich bin nicht traurig, ich glaube, dass ich mich mit der Zeit mehr und mehr mit dem Gedanken an eine OP anfreunden kann, auch wenn es heisst: bitte warten. So habe ich wirklich Zeit, zu Kräften zu kommen und vielleicht auch noch, Sachen zu machen, die ich sonst nicht gemacht hätte.

ALLES IM LEBEN HAT SEINEN SINN - ALLES ERFÜLLT (IRGEND)EINEN ZWECK;
AUCH WENN NICHTS DAVON WISSEN!

Nach einer sehr langen Wartezeit auf der Ortho-Station habe ich Prof. Krepler von meinem Handy angerufen und auch gesprochen. Nun habe ich den DRITTEN OP-Termin: am 10. Oktober soll ich zur Aufnahme kommen, am 11. Oktober wird operiert. Nicht einmal brauche ich die ganze Freigabe - diese wird im AKH am Aufnahmetag gemacht.

Ich weiss nicht, ob es gute oder schlechte Nachrichten sind- ich füge mich einfach dem Schicksal.

18:20 Uhr

wenn es so weiter geht, wenn ich noch länger warten muss, wird dieser Blog zu einer Gallerie... aber es entspannt, Bilder zu malen


Scherben, 26.9.07, Mischtechnik auf Leinwand, 24x30


30. September, Sonntag, 23:10 Uhr


Langsam aber sicher bekomme ich den Eindruck, dass ich gesunde - es geht mir ganz gut, die lästige Verkühlung neigt sich dem Ende zu. Nach einem wirklich schönen Wochenende, das ich in den herbstlich-sonnigen Farben des zu Ende gehenden Septembers verbrachte, gehe ich Anfang der kommenden Woche eine spontane Heimatreise an. Nicht allzulange werde ich bei meiner Mutter vorbeischauen, denn ich möchte sicher rechtzeitig und ohne Stress meinen nächsten, schon den dritten Anlauf ins AKH vorbereiten. Wenn auch kurz, werde ich mich sicher entspannen und vielleicht, wer weiss, neue und ungeahnte Kräfte in meiner Jugendstadt tanken.

Morgen poste ich mein letztes Bild, das am Freitag entstand - noch nicht bin ich dazu gekommen, es zu fotografieren.

Und danke schön für alle e-mails und sonst alle guten Wünsche, die mir fortlaufend neue Kräfte geben!

1. Oktober, Montag, 9:45 Uhr

Vergessene Kindheit, 28.9.07, Öl auf Leinwand, 50x30

21:45 Uhr

Morgen fahre ich mit einem Zug nach Warszawa - die Reise wird ca. 8 Stunden dauern. Damit die Reise nicht zum langweiligen Trip wird, nehme ich ein interessantes Buch und meinen geliebten MP3-Player mit. Ich freue mich schon sehr darauf, in Warszawa einige Tage zu verbringen, die Altstadt zu besuchen, im Lazienki-Park spazieren zu gehen oder vielleicht mit alten Freunden im Café über Gott und die Welt zu diskutieren. Vor allem freue ich mich auf meine Mutter, meinen Opa und Anna, die dort gerade diese Tage ihr Psychologiestudium an der Warschauer Universität für ein Jahr anfängt bzw. fortsetzt.

Am Samstag komme ich schon wieder zurück, ebenfalls mit einem Zug. Das ist überhaupt das erste Mal seit 26 Jahren, dass ich hin und zurück mit einem Zug AM TAG fahre!

7. Oktober, Sonntag, 10:50 Uhr

Nun bin ich wieder in Wien. Die Reise nach Warszawa war ein wunderschönes Erlebnis. Während der Zugfahrt saß ich alleine in einem Abteil für 6 Personen, verbrachte die Zeit (7,5 Stunden) beim Lesen, Musikhören und Schlafen. Die wechselnden Bilder im Zugfenster haben in mir viele Erinnerungen hervorgerufen. Es war ein sonniger Tag, alles zeigte sich in herbstlichen, leuchtenden Farben - die Landschaft wirkte beruhigend, farbenprächtig und verträumt. Solche Bilder habe ich mir für die Reise gewünscht und so ist es auch gewesen. Ich fühlte mich, als würde ich nach einer sehr, sehr langen Zeit wieder nach hause kommen...

In Warszawa erlebte ich eine sehr ruhige, stressfreie Zeit - mit meiner Mutter, dem Opa und auch mit Anna, die sich in der Stadt meiner Jugend gut eingelebt und auch ziemlich alle Wege und Verbindungen herausgefunden hat. Es war schön, dass sie mir "meine Stadt" aus ihrer Sicht zeigte, auch wenn wir nicht allzu viel Zeit miteinander verbrachten.

Die Rückreise war ganz anders - nach Katowice setzte ich mich in einen anderen Abteil, da in meinem zwei Frauen, die dazustiegen, sehr verschnupft waren und die Zeit beim stetigen Sich-Schneuzen verbrachten. Für mich war es schlimm zu wissen, dass sie mich vielleicht anstecken und somit meinen Operationstermin zunichte machen könnten. Die restliche Zeit verbrachte ich mit einem Musik-Professor aus Graz, der gerade aus Litauen reiste und mit dem ich über Polen, Litauen, Österreich, Politik, Kultur, Kunst und Anderes redete. Die Zeit ist im Nu verflogen - hinter den Fenstern wieder die verträumte, mir so bekannte Landschaft der polnischen Dörfer, Wälder, Wiesen mit schwarz-weissen Kühen, schmalen Sandwege...

Es war eine Reise in eine andere Zeit und Dimension - ich habe mich wirklich erholt und hoffe nur jetzt, den Termin am 11. Oktober ganz fit zu bewältigen.

9. Oktober, Dienstag, 18:30 Uhr

MORGEN - ein Zauberwort... Morgen gehe ich ins AKH, endlich wird es soweit sein. Da es mir ganz gut geht, vermute ich stark, dass die OP doch am 11. Oktober stattfindet. Ich will heute nicht mehr daran denken, ich möchte mich einfach entspannen. Gleich laufe ich zu einem Treffen mit meinen alten Freundinnen. Das ist gut so. Die Zeit wird bis morgen schnell vergehen. Also, es könnte sein, dass es mein letzter Eintrag vor der OP ist. Nachher wird Eva und auch Gerd, den ich mühsam "eingeschult" habe, hier Informationen posten. Ich komme erst dann dran, wenn ich einigermassen und lang genug sitzen kann. Danke an alle für alles - und bis irgendwann bald!


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

liebe marzena,
du hast es geahnt - schon gestern am tel. hattest du zweifel an der aufrechterhaltung des op- termins.
aber wie du sagst - es hat alles seinen sinn! so hast du doch noch zeit, deinen schnupfen auszuheilen und kräfte aufzubauen. alle guten wünsche dafür!
alles liebe
ruth