Mittwoch, 19. September 2007

Zeit vor der OP - zweiter Anlauf

19. September 2007, 13:00 Uhr

Tja, was soll ich sagen: ich bin einfach sprachlos!
Aber hier ist die ganze Geschichte: Nach der total unruhigen (glaube, verständlich) Nacht bin ich um 8:00 mit dem Taxi mit meinem Rucksack und allen Befunden samt allen Röntgenbildern ins AKH gefahren. Die Fahrt hat sich wegen Morgen-Stau ziemlich gezogen, die Rechnung war auch nicht ohne. Um 8:30 Uhr habe ich mich bei der Leitstelle 18A gemeldet, worauf man mir sagte, dass die Aufnahme erst ab 9:30 stattfindet. Meine Sachen konnte ich, Gott sei Dank, lassen, so bin ich wieder in die Einganshalle runter gefahren, um ein wenig zu entspannen. Unterwegs traf ich meine ehemalige Kollegin, die mich kurzerhand zum Kaffee und Kuchen in ihr Arbeitszimmer einlud. Das Wiedersehen dauerte nicht lange, da ich wieder bald auf 18A grün mit dem Lift gefahren bin. Dort erfuhr ich, dass ich weiter auf 18C gehen soll. Eine nette Schwester fragte mich nach meinem Namen und als sie ihn hörte, sagte sie mir diese Hiobsbotschaft

Es tut ihr sehr leid, aber beide Operateure, sowohl Fr. Prof. Krepler als auch Hr. Prof. Grohs, sind derzeit auf Urlaub und daher könnte die OP Hr. OA Matzner, auf jeden Fall ein Orthopäde, den ich nie sah und der mich auch nicht kennt, führen. Er würde mich gleich kontaktieren, sobald er mit einem Patienten fertig ist. Ich solle warten, er wird mir alles weitere sagen.

Mir ist einfach ganz kalt und dann wieder heiss geworden, als ich diese unglaubliche Nachricht hörte. Ich fragte die Schwester noch Mal und noch Mal, um mich zu vergewissern, dass es auch so tatsächlich ist. Ja, leider...
Nach einer Stunde Wartezeit auf den Oberarzt, der zu mir hätte kommen wollen, richtete mir die Schwester schon fast mitleidend aus, dass sie soeben mit ihm telefonierte und ich solle einfach wieder nach Hause fahren. Wegen einem nächsten OP-Termin werde ich angerufen. Die Schwestern waren, genauso wie ich, nicht ganz glücklich und fühlten sich sicher unwohl, mir solche Nachricht übermitteln zu müssen.

Trost habe ich mir kurzfristig bei der Kollegin geholt, wir tranken noch eine Tasse Kaffee zusammen, dann nahm ich wieder ein Taxi (wegen der Schwere des Rucksackes) nach Hause.

So, das ist die unglaublich wahre Geschichte. Somit kann ich mich wieder seelisch auf Alles von vorne einstellen, alles wieder durchmachen... Einfach NUR GRAUSAM - sie hätten mich doch vorher (es hätte schon gereicht, wenn es gestern wäre) anrufen können, solche Urlaube bekommt man doch nicht von einem Tag auf den anderen, ausserdem, der Termin wurde schon vor 4 Monaten ausgemacht. Die ganzen Untersuchungen, die ich für die OP machte, werde ich wahrscheinlich noch mal machen müssen, samt (zum X-ten Mal) Röntgen... alles mit der Anästhesistin und Intensivstation besprochen...

Mir fehlen einfach die Worte - mein neuer Lebensabschnitt muss also warten...

Wenn ich mich beruhigt habe, schreibe ich weiter, auf jeden Fall dann, wenn sich etwas Neues ergibt.
Und - danke sehr für alle Kommentare!!!

14:00 Uhr

Habe gerade OA Matzner gesprochen, der Kontakt mit Fr. Prof. Krepler hat und sie auch während ihres Urlaubes vertritt. Ich rief eigentlich die Ortho an, um zu fragen, ob es möglich ist, Taxikosten (umsont getragen) rückerstattet zu bekommen. Man hat mich mit dem OA verbunden.
Er meinte, dass Fr. Prof. Krepler mich für Montag für die OP vorgesehen hätte. Nur, meine Anästhesistin ist bis Donnerstag anderswo beschäftigt, sodass sie erst ab Donnerstag für mich da sein könnte.
Wir verblieben so, dass er mich am kommenden Freitag anrufen wird, um zu sagen, ob Fr. Prof. Krepler am Donnerstag, den 27. September, für meine OP über Zeitkapazitäten verfügt.

Wegen Taxikostenrückerstattung muss ich die Aufnahmestelle in der Eingangshalle kontaktieren.


22:30 Uhr

NIEMALS ZUVOR HATTE ICH SO VIEL ZEIT ZUM WARTEN UND SO WENIG ZEIT, IN DER ICH NOCH SO VIEL ZU TUN HÄTTE.

Ich kann nichts tun und warten will ich nicht - wie viele Gesichter hat die Zeit noch?

Ich lerne es täglich, lerne es unter Schmerzen, denen ich dankbar bin: Geduld ist alles. (Reiner Maria Rilke)


20. September, 13:10 Uhr

Ich habe gerade alle Kommentare durchgelesen, nicht zum ersten Mal, ich tue es immer wieder aufs Neue - und ich muss mich für meine Gedanken schämen. Das, was ich jetzt lese, belehrt mich des Besseren: ich finde darin so viel Sympathie und Zuspruch, so viel Bereitschaft, mir mental und auch tatkräftig beizustehen, dass ich mich für all meine bisherigen Gedanken und Gefühle, ich wäre einsam, unbedingt entschuldigen muss. Ihr gebt mir sehr viel Kraft, der Zukunft mit der letzten Kraft positiv entgegenzusehen. Velleicht war ich einmal eine "starke Frau", im Moment ist es nicht so, dennoch fühle ich, dass ich alle meine Kräfte unbedingt sammeln muss; schon alleine deswegen, um Euch allen genauso beistehen zu können, wenn ihr einmal meine Hilfe braucht.

Freunde sind Menschen, die bleiben, wenn andere gehen. (Richard Nixon)


21. September, Freitag, 17:10 Uhr

Irgendwann am frühen Nachmittag wurde ich von Dr. Matzner angerufen. Nachdem sich der Operations-Planer für nächste Woche endlich fand, konnte er für mich den Termin am 27. September (Donnerstag) für die OP fixieren. Anscheinend hat er auch mit Fr. Prof. Krepler telefoniert und auch von ihr die Bestätigung bekommen. Ich gehe also am Mittwoch, den 26. September zur Aufnahme und hoffe, dass sich die Geschichte dieser Woche nicht wiederholt.

Blase scheint schon fast in Ordnung zu sein, Bakterien gibt es keine, nur vereinzelt Leukozyten - ich soll jetzt besonders viel trinken und hoffen, dass sich alles stabilisiert.

Sonst - alles unverändert...

22. September, Samstag, 11:30 Uhr

Seit gestern nachmittag habe ich Halsschmerzen und somit Probleme beim Schlucken. Das hat mir jetzt gefehlt... Heute in der Früh bin ich gleich in die Notfallambulanz, HNO, gefahren, um das untersuchen zu lassen. Eine Angina im Anmarsch! Nun habe ich schon wieder ein Antibiotikum (Augmentin) und schmerzstillendes Mittel (Parkemed) zum Schlucken - ob die Entzündung wirklich bis Mittwoch abklingt, ist abzuwarten. Die Blutuntersuchung, um festzustellen, ob eine Entzündung noch vorhanden ist, kann ich, laut der Auskunft der Ortho-Station, die ich eben kontaktierte, am Aufnahmetag am 26.9. (Mittwoch) im AKH machen. Es kann allerdings leicht passieren, dass ich wieder nach Hause gehen darf, wenn die Werte zu hoch sind. Jetzt heisst es also: Medikamente nehmen und Tee trinken (abwarten).

Geduld ist nicht meine Stärke, jetzt werde ich aber auf eine sehr harte Probe gestellt...

24. September, Montag, 9:00 Uhr

Es geht mir, trotz dem Antibíotikum, nicht besonders gut, keine sichtbare Besserung in Sicht. Zu den Halsschmerzen und der Halsschwellung kamen Schnupfen und Husten hinzu. Ich glaube nicht, dass ich es schaffe, bis Donnerstag fit für die OP zu werden. Wenn ich nur daran denke, dass ich dann deswegen wieder sehr lange auf einen OP-Termin warten muss, wird mir kalt über den Rücken.
Es will einfach nicht sein - vielleicht steht es irgendwo in meinem Lebensplan, dass ich JETZT keinen gewaltsamen Eingriff auf meine Wirbelsäule machen lassen sollte... Vielleicht aber ist es jetzt nur eine Verzögerung, die ich für etwas Anderes brauche, ohne es jetzt schon zu wissen. Die Zeit wird alles zeigen und lösen - daran glaube ich fest.

Ich werde trotzdem am Mittwoch ins AKH fahren, um meine Blutwerte zu kontrollieren (die schönste Überraschung wäre es, wenn sich herausstellen würde, dass ich keine Leukozyten mehr im Blut habe, keine Entzündung, welcher Art auch immer) - vielleicht bin ich, trotz meiner Bedenken, doch schon ganz fit und kann all das hinter mir bringen. Ich wünschte es mir so sehr...

Ich halte mich am Strohhalm fest und stelle mir vor, es wäre eine Säule, die mir den ganzen Halt gibt. Der Rücken tut es nicht.

20:00 Uhr

Angina scheint langsam abzuklingen - noch sind die Ausläufer da, ich hoffe jedoch, diese morgen endgültig zu bekämpfen.

Wenn der Körper kraftlos wird, hat der Geist die Zeit, um zu wachsen.

Mein nächstes Ziel ist eine gelungene OP. Damit ich aufrecht meine Ziele verfolgen kann.

25. September, Dienstag 18:40 Uhr
Nun, morgen gehe ich wieder ins Krankenhaus. Koffer (diesmal nehme ich einen kleinen Rolly, damit ich mich nicht so abschleppen muss) ist schon gepackt, meine Geduld am Ende, Wohlbefinden eigentlich nicht schlecht, etwas Schnupfen (halte mir die Daumen, dass das Bisschen auch nicht zu viel sein würde), Fieber keins. Bin fertig, die Sache anzugehen. Auf der anderen Seite bin ich mir bewusst, dass ich ohne weiteres wieder nach hause gehe, wenn meine Blutwerte nicht in Ordnung sein werden. Es wäre aber verständlich, auch auf diese Möglichkeit habe ich mich schon einigermassen psychisch vorbereitet, dh. habe einen Plan gemacht, was ich noch so alles machen könnte, bis ich den dritten Termin bekomme...
Heute habe ich noch ein Bild gemalt, poste hier, da ich es irgendwie zutreffend finde - kam erst vor 2 Stunden zustande, also ist noch ganz frisch.

Enttäuschung, Aquarell auf Leinwand, 50x30

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

liebe marzena!
mein kommentar - KEIN kommentar!
das ist seelische grausamkeit!
hoffentlich gibt es bald bessere neuigkeiten!
alles liebe und lass dich nicht unterkriegen!
liebe grüße,
ruth

Marzena hat gesagt…

liebe ruth, nein, ich werde mich nicht unterkriegen lassen - von niemandem und von nichts. es schaut momentan nur so aus, weil ich ziemlich abgemagert bin (das sind die nerven, die meinen appetit hemmen), im inneren aber bin ich nicht so schwach. ich muss dazu sagen, dass all die kommentare eine ausgezeichnete nahrung für meine etwas demolierten nerven sind. alles liebe, ich berichte hoffentlich am freitag mehr und positiver...

Anonym hat gesagt…

19.9.
Hallo Marzena, ich gebs einfach auf, ich hab nun zwei Einträge in Deinen Blogg geschrieben - wobei ich den zweiten nun in diese Email kopiert habe - und habe es nicht geschafft diese durchzuschalten. Gottfried ist nicht da und ich hab keine Ahnung woran es liegt. Ich hab auch nicht wirklich die Geduld mich näher damit zu beschäftigen, sorry.

Hallo Mädl,
also irgendwie hab ich's mit der Technik. Hab soeben einen langen Kommentar geschrieben, es aber nicht geschafft ihn zu publizieren.

Ich werd versuchen den Inhalt kurz zusammenzufassen. Ich find es einfach erschreckend dass nun der Mangel an Menschlichkeit, soziale Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein auch vor den Toren des Berufsstands der Ärzte nicht Halt gemacht hat. Wenn diesen beiden Ärzte bewusst wäre, was es Dir an Kraft und Energie gekostet hat Dich auf diese OP einzustimmen, kann ich mir nicht vorstellen dass sie ihren Urlaub genießen, es sei denn oben angeführte Eigenschaften sind bei diesen Beiden zur Gänze verloren gegangen.

Du schaffst auch den zweiten Anlauf, davon bin ich überzeugt und mit Gottes Hilfe wirst Du bald wieder fit genug sein Deinen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Wann immer Du Gottfried's und meine Hilfe brauchst, wir sind für Dich da.

Drück Dich ganz fest
Inge

Anonym hat gesagt…

liebe marzena, habe heute die eintragung vermisst. ich hoffe sehr, dass du nur keine lust hattest und kein triftiger grund dahinter steckt.
ich denke oft an dich und wünsche dir von herzen, dass du zur ruhe kommst und kräfte sammeln kannst!
alles liebe,
ruth